Das Ende in Stalingrad

Zeit ist Blut

Von den ursprünglich 249.600 und zusätzlich 19.300 Hilfsfreiwilligen und russischen Überläufern bei der Kapitulation am 31.01.43 gingen zw. 92.000 - 120.000, nach anderen Angaben bis zu 200.000 Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft. Die Zahlen sind nicht bestätigt. es sind verschiedene Schätzungen abgegeben worden. Die Gefangenschaft überlebten nur ca. 6.000 Soldaten.
Während der Kämpfe bis zur Kapitulation wurden 24.910 Verwundete abtransportiert. Wie viel davon der 389. ID. unterstanden ist reine Spekulation. Durch das monatelange Leben und Sterben an der Hauptkampflinie war nur eines getreu dem russischen Motto klar: Zeit ist Blut! (russische Abwandlung von Zeit ist Geld)
Warum die 6. Armee nicht früher kapitulierte hat, warum das elendige Sterben nicht schon früher aufhörte, hatte geschichtlich gesehen unter Umständen einen strategischen Sinn. Die sich unfreiwillig aufopfernde 6.Armee band seit Anfang Dez. 42 sechzig große Verbände der Russen. Die Lage der beiden Heeresgruppen Don und Kaukasus wäre Katastrophal geworden, wenn Gfm Paulus Anfang Januar 43 kapituliert hätte. Die Auffassung Paulus, die auch Manstein teilte, bestätigten Jahre später auch die russischen Marschäle Tschuikow und Jeremenko. Dies ist aber nur eine Theorie. Ob es die Verbissenheit Hitlers alleine war, die Angst vor Befehlsverweigerung andererseits oder einfach nur die riesigen Verluste an Mensch und Material, die man glaubte retten zu können. Wie auch immer, man wird es nie wissen.
Obwohl die so genannte Kapitulation (die keine offizielle war) bereits am 31.01.43 stattfand, kämpfte die 389.ID. bis zum 02.02.43 aussichtslos getrieben von ihren Anführern in den Tod. Viele hochrangigen Kommandeure wurden selbstverständlich rechtzeitig ausgeflogen (siehe Jänecke) Viele Gefangene der Division sind meines Erachtens nach nicht gemacht worden.
Erbitterter Feindwiderstand, aufopfernd für ihr Land heißt es. Übersetzt: elendig verreckt für nichts!

Der Vormarsch KLICK
Das Schlachten im Kessel KLICK
Feldpost aus dem Kessel KLICK
Der Kessel ist geschlossen KLICK
Erste Ausbruchsplanung Nov. 1942 KLICK
Kampfabschnitt Geschützfabrik -  das Leben im Kessel KLICK
Zustand Flugplatz Gumrak 07.01.43 KLICK
Wetterlage am 07.01.1943 KLICK
Auszug Traktorenwerk KLICK
Funksprüche aus Stalingrad KLICK
Lagebericht des Oberkommandos der Wehrmacht KLICK
Kriegsgefangenschaft KLICK
Bildmaterial KLICK


Stosstrupp in Stalingrad - links im Bild Sturmgeschütze zur Verstärkung

 

Der Vormarsch
 

 

Das Schlachten im Kessel

Als im September 1942 die ersten Infanterie- Stosstrupps in Stalingrad eindrangen, begann der monatelange Kampf der Infanterie um diese eine Stadt. Über 300.000 deutsche Soldaten kämpften ohne richtige Verpflegung, mit wenig oder keiner Munition gegen eine Übermacht an Menschen und Material. Nach Schließung des Kessels gab es nur noch eine Linie - Die Hauptkampflinie - Um jedes Haus wurde erbittert gekämpft. Die Ausfälle an Mensch und Material waren mit der unzureichenden Luftversorgung nicht zu ersetzen. Der Kampf wurde im wesentlichen mit Stosstrupps geführt.
Es war am 19.11.42, als 40 russische Divisionen mit 12.000 Geschützen und 2 Panzerkorps, gestützt von 1.200 Schlachtflugzeugen die Kesselschlacht um Stalingrad eröffneten.
Jämmerlich was das Leben der deutschen Landser. Abgeschnitten von Nachschub, fern der Heimat und nah des Todes. Man wusste oft schon im Vorfeld, dass man Stalingrad nicht überleben konnte. Nach "hinten" konnte man nicht, da wurde man von den eigenen Truppen erschossen. So kauerte man in seinem Granattrichter, Loch oder hinter einer Hausecke und wartete auf den nächsten Feuerüberfall. Woher die Landser diese Kraft für den fortwährenden Kampf nahmen, ist bis heute ein Rätsel. Die Außentemperaturen von bis -45 Grad Celsius ohne entsprechende Winterkleidung forderte auch ihren Tribut. Erfrierungen jeglichen Grades bis zum Tode waren an der Tagesordnung. Verwundet bedeutete im Normalfall auch den sicheren, elendigen Tod, man wurde seinem Schicksal oft überlassen. Die Verbandsplätze waren total überlastet, Medikamente und Verbandsmaterial gab es schon lange nicht mehr. Die tägliche Mahlzeit bestand (im besten Falle) aus 200 Gr. Brot für die kämpfende Truppe (lt. Wehrmachtsaufschreibungen sind mind. 750 Gramm zur Kampferhaltung notwendig) Wenn an anderer Stelle nichts mehr zu essen da war, wurde Wasser erwärmt und ein Stückchen Holz abgekocht, um irgendeinen Geschmack zu erhalten und etwas im Magen zu haben. Ratten waren eine beliebte Delikatesse. Bei russischen Kesselbildungen gab es immer wieder Fälle von Kannibalismus, auf deutscher Seite habe ich persönlich nichts davon gelesen.
Ausgemergelt von Hunger, Kälte und Kampf waren die deutschen Landser gekennzeichnet. Körperpflege war auch nicht mehr möglich. Das Ungeziefer saß überall. Aber sie lebten noch. Noch. Die Mannschaften waren oft zu erschöpft, um Zurückzuschießen. Teilweise wurde das Gewehr fixiert, und per Seilzug hier und da ein Gegenschuss abgegeben. Die größeren Kaliber hatten bald eh keine Munition, Pak`s und Panzer wurden stehen gelassen, die Besatzungen übten sich als Infanteristen. Bis zum letzten Schuss standen die Männer zu Ihrem Land. Heute ist alles vergessen, nur wenige Gedenken den tapferen Soldaten, die unfreiwillig in den Krieg ziehen mussten und dort elendig starben.
Das Sterben war in Stalingrad allgegenwärtig, jämmerliches Verrecken im Namen des Führers. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Statistisch steht die 389. ID. unter den "Top- 20" Divisionen mit Auszeichnungen. Das spricht meines Erachtens nach nicht für heldenhaften Einsatz oder talentierte Soldaten, sondern eher für ein Leben an der Hauptkampflinie! Die Männer der Division waren nicht besser als andere, sogar schlechter ausgerüstet und nicht motorisiert. Sie hatten nur ein elendiges Leben bzw. ein langes, elendiges Sterben.

 -Gott sei Ihnen gnädig -

 


Stadtplan Stalingrad 1942

 

 

Der Kessel ist geschlossen

anbei das original der Meldung der Einschließung

 

 

 

 

 

Erste Ausbruchsplanung Nov. 1942

Bereits am 21. November vereinigten sich die beiden Stosskeile der Russen in der Gegend von Tschir. Damit war der Ring um Stalingrad geschlossen. Schon am nächsten Tage waren die Kommandeure zu einer Besprechung zur Division befohlen. Der Ausbruch bzw. das Loslösen vom Gegner wurde in allen Einzelheiten festgelegt.
Ferner wurden folgende Anweisungen gegeben: Fahrzeuge dürfen nur in ganz beschränkter Zahl mitgeführt werden; die restlichen sind zu vernichten. Geschütze, die wegen fehlender Bespannung oder bei mot. Abteilungen wegen Spritmangels nicht mitgeführt werden können; sind zur Sprengung vorzubereiten. Jeder Mann trägt Sturmgepäck. Die Verpflegung ist zur Ausgabe bereitzuhalten. Die Gefangenen sollten, in einer Mulde gesammelt, solange wie möglich unter Bewachung gehalten und freigegeben werden. Kranke und Verwundete sollen auf behelfsmäßigen Schlitten, die sofort gebaut werden müssen, mitgeführt werden. Wer während der Loslösbewegung krank oder verwundet wird, muss seinem Schicksal überlassen bleiben.

Quelle: Eine Deutsche Division in Russland und Italien - 305. Infanteriedivision 1941 - 1945

 

 

 

 

Kampfabschnitt Geschützfabrik -  das Leben im Kessel

Der Russe ging immer wieder zum Gegenangriff über. Die Sandbank musste aufgegeben werden. Damit hatten
die Eingekesselten wieder Verbindung mit den Kräften im südlicheren Stadtteil. Der Verkehr im toten Winkel des Steilabfalls zur Wolga  konnte von uns nicht mehr direkt gestört werden. Dieser Erfolg und der große Erfolg der Einkreisung der 6. Armee reizte ihre Angriffslust. Sie wollten alles wieder zurückgewinnen. Die Härte der Kämpfe übertraf alles bisher erlebte. Das Haus 78 kam bis in den Januar hinein nicht mehr zur Ruhe. Die Angriffe erfolgten Schlag auf Schlag, zu jeder tages- und Nachtzeit, überraschend mit Phosphorbomben, die mit Hilfe einer Schleudervorrichtung geworfen wurden, machten die Russen häufig einen wahren Feuerzauber. Oft kämpften die Gegner Mann gegen Mann, packten sich am Kragen, rissen sich einander die Kleider vom leibe und schlugen ihre Handgranaten sich gegenseitig auf den Schädel. Täglich gab es dort schwere Verluste; es war ein furchtbarer Schmelztiegel für die Truppe. 30 – 35 Mann waren zur Besetzung dort notwendig; oft waren es am Abend nur noch 10 – 15 Mann. Die Offiziere waren durchschnittlich 2-3 tage dort. Dann kamen sie entweder tot oder verwundet.
Der junge Ersatz (Österreicher) war bald aufgebraucht. Nun wurden die Trosse und die Schreibstuben ausgekämmt und jeder entbehrliche Mann in die Front gesteckt. Als keine Offiziere mehr da waren, mussten die Hauptfeldwebel an ihre Stelle treten. Es muss hier gesagt werden: Ein Lob für alle; sie kämpften mit vorbildlicher Tapferkeit, und so mancher konnte nach wenigen Tagen mit dem EK1 ausgezeichnet werden. Vermessungstrupps und Artilleristen wurden umgeschult, und auch diese verbluteten im Vorfeld der Geschützfabrik.

Der zweite Brennpunkt im Abschnitt waren das Haus 38 und 81. Im Haus 83 wurde 2 Tage um einen Raum gekämpft. In den Niemandsraum flogen die Handgranaten von beiden Seiten. Der Fußboden schwelte, dicker Qualm erfüllte alle Räume. Ein Mann kam von dort auf den Gefechtsstand. Er wollte Handgranaten holen. Sein Auftreten war noch ganz vom Kampfgeschehen diktiert, und er sah wie einer aus, der eben mit dem Tod und Teufel zu kämpfen hatte. "Handgranante her, ich muss gleich wieder rüber nach Haus 83, die Kameraden warten auf mich", sagte er hastig. Aber der anwesende Arzt schaute sich den Mann doch etwas näher an und sagte: "Sie haben ja ganz blutunterlaufene Augen; Sie könnten ja blind werden. Das kann ich nicht verantworten. Sie müssen hier bleiben." Antwort: "Die anderen sehen auch fast nichts mehr, aber wir brauchen Handgranaten." Erst als sich der Mann der Melderstaffel bereit erklärte, die Handgranaten hinüberzubringen, ließ sich der Mann beruhigen.
Drei Monate wurde um den Besitz dieser Häuser gekämpft. Dieser östlichste Punkt wurde vielleicht zum Blutgetränktesten des ganzen russischen Kriegsgebietes.

Quelle: Eine Deutsche Division in Russland und Italien - 305. Infanteriedivision 1941 - 1945

Bild mit freundlicher Genehmigung 

von Geert Rottiers, dem Herausgeber von www.Stalingrad.net

Danke

 

Auszug über das Traktoren-Werk "Dscherschinski"
Am 14. Oktober beginnt ein sorgfältig vorbereitetes Unternehmen, ein Großangriff mehrerer deutscher Divisionen - darunter die 14. Panzerdivision, die 305. und die 389. Infanteriedivision - auf das Traktorenwerk Dscherschinksi, an dessen Ostrand der Gefechtsstand der 62. Armee (Gen. Tschuikow) liegt. Von allen Frontabschnitten der 6. Armee, auch von den Flanken am Don und in der Kalmückensteppe, zieht man Verstärkungen zusammen. Fünf Pionierbataillone, in der geforderten Art des Bunkerkampfes geschult, werden mit Transportmaschinen aus Deutschland eingeflogen. Das ganze VIII. Fliegerkorps unterstützt den Angriff, der zur Eroberung Stalingrads der allerletzte sein soll.
Im Morgengrauen des 14. Oktober gehen Artilleriefeuer und Bombenhagel auf sowjetische Stellungen am Traktorenwerk nieder. Und um 8.00 Uhr tritt die 14, Panzerdivision zum Angriff an. Die deutsche Artillerie schießt mit massiertem Feuer eine Gasse durch die Minenfelder, bahnt den Stoßtrupps den Weg zum Dscherschinski Werk. Gegen Abend durchbricht die
Infanterie die sowjetischen Stellungen, dringt dann bei Nacht in das Werkgelände ein, erreicht das Wolgaufer und spaltet damit die 62. Armee in zwei Teile.
Der Kampf um dieses Industrieviertel gehört zu den erbittertsten Gefechten der ganzen Schlacht: »Wir hatten schon viel in Stalingrad erlebt, aber diesen Angriff der Faschisten werde ich nie vergessen«, so General Tschuikow. »Wir hatten wohl die Absicht der deutschen Führung richtig erkannt, aber nicht mit einem derart mächtigen Schlag gerechnet.«
Dieser 14. Oktober ist für die Sowjets der wohl kritischste Tag. Doch schon drei Tage später spüren sie, dass die Deutschen nicht mehr imstande sind, einen solchen Schlag zu wiederholen. Vor diesem allerletzten deutschen Angriff ist der von der 62. Armee gehaltene Hauptbrükkenkopf zwischen der Wolga und dem Dscherschinski Werk etwa 3000 Meter breit. Und Tschuikow ist der Meinung, hätten die Deutschen ihren Angriff richtig vorbereitet, wäre ihnen der Durchbruch in eineinhalb oder zwei Stunden gelungen.
An diesem Abend ist nur noch ein Brückenkopf nördlich der Traktorenfabrik in sowjetischen Händen. Am Mittwoch, dem 14. Oktober, steht die 62. Armee unmittelbar vor ihrer Vernichtung, und der Oktober wird für sie der schwerste Monat sein.
Am Donnerstag, dem 15. Oktober, fallen nochmals Tausende von Bomben auf sowjetische Stellungen, und die deutschen Panzergrenadiere versuchen bis
zum Gefechtsstand der 62. Armee durchzubrechen. Die Divisionsstreifen der Deutschen haben hier eine Breite von etwa 1000 Metern, und die Kampfstärke der verblutenden Kompanien beträgt nur noch 10 bis 30 Mann. Hinter dem so genannten Niemandsland- manchmal eine dünne Ziegelmauer - verläuft die Front oft mitten durch die Häuserblocks, und der Kampf spielt sich dann in den Kellern und einzelnen Etagen ab. Die Eroberung der Trümmer einer kleinen Werkhalle wird zum Tagesziel und gleicht einem gewonnenen Gefecht. Doch die 6. Armee hat an diesem Nachmittag kein frisches Bataillon mehr, um die letzten 300 Meter, die sie noch von Tschuikows Gefechtsstand trennen, zu überwinden.
Der Kommandeur einer der Einheiten der 305. Infanteriedivision, Major Emendörfer, berichtet, daß in den ersten drei Kampftagen im Industrieviertel von den 8 Offizieren seines Bataillons 6 in dem Fabrikgelände ausgefallen seien.Die sowjetischen Verluste sind ebenfalls entsetzlich. In zweitägigen Kämpfen verloren die Truppen dort 75 Prozent ihrer Stärke.
Zunächst ist der Angriff erfolgreich: Bis zum 15. Oktober wird der größte Teil des Industrieviertels mit dem Traktorenwerk erobert. Und am
Sonnabend, dem 17. Oktober, ist beinahe das ganze Werk Krasnaya Barrikady in deutscher Hand. An diesem Tag läuft sich aber der deutsche Angriff in Einzelkämpfen fest. Unterirdische Gänge, die einzelne Teile der großen Werke miteinander verbinden und mit denen die Sowjets gut vertraut sind, ermöglichen es ihnen immer wieder, überraschend im Rücken der deutschen Truppen aufzutauchen und zuzuschlagen.
In diesen Kämpfen schwindet die Kraft der deutschen Divisionen dahin, die seit vier Monaten in ununterbrochenem Einsatz stehen. Etwa ab 17. Oktober verstärken die sowjetischen Luftstreitkräfte ihre Tages- und Nachtangriffe so bedeutend, daß die deutschen Jagdfliege ihre »unangetastete nächtliche Luftherrschaft« zusehends verlieren. Die Verstärkungen sind in den letzten 10 Tagen aus anderen Teilen des Landes hierher verlegt worden und beginnen, den Nachthimmel über der Stadt zu
beherrschen. Dabei wird erstmalig der neueste Jäger Jakowlew Jak-9 eingesetzt, ein ideales »Flugzeug für Piloten«, wie die Sowjets ihn bezeichnen: leicht, einfach zu handhaben und vor allem mit einer ausgezeichneten Wendigkeit und Flugleistung bis zu etwa 5000 Metern. Besonders gefährlich ist der archaisch anmutende Doppeldecker Polikarpow
Po-2, das richtige »Mädchen für alles«, von den Sowjets Kukurusnik und von den Deutschen wegen des Motorengeräusches Nähmaschine oder Rollbahnkrähe genannt. Dieser Apparat, Baujahr 1928 mit
170-PS-Sternmotor, ist für den deutschen Landser eine wahre Plage, der ihm die nächtliche Ruhe raubt. Er steuert bei Nacht seine Ziele mit ausgeschaltetem Motor an, und erst die Bombenexplosion signalisiert seine Anwesenheit.
Sie hängen Nacht für Nacht über den deutschen Stellungen und dem nahen Hinterland und halten den Gegner in dauernder Unruhe und Anspannung. Da die Po-2 überall landen können, liegen ihre Startplätze dicht hinter der
Front und ermöglichen es ihnen, 3 bis 4 Einsätze in einer Nacht zu fliegen, jedes Mal mit zwei 700- oder vier 50-Kilo-Bomben.
Ihre Wirksamkeit wird noch erhöht durch eine gut funktionierende Zielanweisung des Bodensignaldienstes: mit Hilfe von Scheinwerferstrahlen wird das Ziel markiert. Diese kleinen Maschinen werfen bei ihren Einsätzen - nach sowjetischen Angaben - während der Stalingrad- Schlacht über 20 000 Tonnen Bomben ab, was den Bombenabwürfen der deutschen Luftwaffe auf England im Jahre 1941 entspricht.
Bei ihren Gegenangriffen während der Straßenkämpfe verzichten die Sowjets auf den Einsatz der Truppen in größeren Einheiten. Bei den Regimentern der 62. und 64. Armee entstehen so genannte Stalingrader Sturmgruppen: kleine, schlagkräftige Trupps.
Die Kämpfe um den Mamai-Hügel und im Industrieviertel sind die Geburtsstunde einer richtigen »Scharfschützenbewegung«. Ihr Initiator: Unterfeldwebel W. G. Saizew, ein passionierter Jäger aus Sibirien. Seine
Idee findet das besondere Interesse der Kriegsräte, der politischen Führung der 62. und 64. Armee, und hat in N. S. Chruschtschow einen energischen Förderer.
Auf seinen Vorschlag werden in jedem Regiment Scharfschützengruppen gebildet: Die Kommandeure teilen die deutschen Verteidigungsabschnitte vor ihren Linien in kleine Sektoren und setzen auf sie je zwei
Scharfschützen an. Die Scharfschützen richten sich dort 3 bis 4 Feuerstellungen ein, die sie je nach der Lage wechseln. Die besten von ihnen dürfen sich sogar ihren Beobachtungssektor und das Schussfeld selbst aussuchen.

Quelle-Stalingrad (J.Piekalkiewicz)

 


Deutsche Soldaten stürmen die Barricade

 

Auszug aus der Divisionsgeschichte der Nachbardivision, der 100. Jäger
11. November 1942 - ein neuer Angriff war befohlen. Die nördlich der Division stehende 305. ID griff den noch nicht eroberten Teil des "Roten Oktober" an, die 100. Jäger täuschte zusammen mit ihrem südlichen anschließenden Nachbarn durch Stoßtruppunternehmen den Gegner über Größe und Ausdehnung des Angriffs. Das IR. 369, jetzt nur mehr ein Bataillon stark, wurde der 305. ID. unterstellt.
Während die Stoßtruppunternehmen der Division etliche Erfolge erbrachte, kam die 305. ID und ihr linker Nachbar, die 389. ID, nicht recht vorwärts. Am 13.11.42 wurde nochmals angegriffen, die Kroaten erlitten dabei größere Verluste, de Erfolg fiel aber mit der Eroberung einer großen Werkshalle sowie die Einnahme von nur 2 Häuserblocks recht mager aus. Am 16.11.42 fiel der erste Schnee. In den Nächten gab es bereits öfters Minusgrade.
Während in der Stadt immer noch um einzelne Häuserblocks gekämpft wurde, bahnte sich nördlich und südlich von Stalingrad die Katastrophe bereits an. Es passierte genau das, was Hitler laut Kriegstagebuch vom OKW vom 16.08.42 befürchtete, nämlich dass Stalin den russischen Angriff von 1920 wiederholen könnte; einen Vorstoß über den Don bei und oberhalb Sserafimowitsch. Das geschah dann auch. Nicht weit davon, wo die 100. Jg-Div im September gestanden hatte, brachen die russischen Panzermassen am 19.11.42 in die rumänischen Linien ein, überrollten sie im ersten Ansatz und stießen nach Südsüdosten auf die Donbrücken vor. Dort vereinigten sie sich mit den von Süden her vorstoßenden Panzerkeil und vollendeten die Einschließung der 6. Armee am 23.11.42.
Innerhalb der Divisionen liefen zuerst Gerüchte um, als eben abmarschierte Urlauber traurig zurückkamen und von einer Urlaubssperre berichteten. Weiter hinten bei den Trossen hörte man Kampflärm von der Südriegelstellung her. In der Stadt selbst gab es kaum Gefechte. erst langsam wurde es allen klar. Stalingrad war eingeschlossen.

Ausstattung der Stärke am Beispiel der 100. Jg.Div.
- Gefechtsstärke 4.688 Mann, dagegen Verpflegungsstärke 8.675 Mann. 15 Pak waren noch einsatzbereit, 75 Prozent der Munitionserstattungen noch vorhanden. Der Artillerie standen nicht ganz 50 Prozent der Munitionsausstattung zur Verfügung.
Die Auswirkungen der Einschließung auf die Versorgung machten sich sehr bald bemerkbar. Am 26.11.42 wurden die Verpflegung auf halbe Portionen gekürzt. Gerüchte besagten, dass die 6. Armee versuchen werde, aus dem Kessel nach Westen auszubrechen. Und so verbrannte man Akten, Karten und alte Befehle; die meisten Troßfahrzeuge wurden zerlegt und gingen in Flammen auf. Aber bereits am 26.11.42 abends wurde denjenigen, die an einen Ausbruch glaubten, alle Illusionen genommen. Im Aufruf des Führers an die Soldaten in Stalingrad hieß es unmissverständlich: "Die Armee bleibt in der Festung liegen und igelt sich ein" Zu diesem Zeitpunkt exitierten vom IR. 369 fast nur noch Regimentseinheiten und die Trosse. Was noch schießen konnte, war im Bereich der 305. ID eingesetzt.

Quelle: Mit Tanne und Eichenlaub - Div. Geschichte der 100. Jg-Div

 

 

Funksprüche

Funkspruch am 01.02.43 / 17.25 Uhr (durch Adolf Hitler):
Ich erwarte, dass der Nordkessel [mit eingeschlossener 389. ID] von Stalingrad bis zum letzten hält. Jeder Tag, jede Stunde, die dadurch gewonnen wird, kommt der übrigen Front entscheiden zugute.

Letzter Funkspruch am 02.02.43
Wolkenhöhe fünftausend Meter - Sicht zwölf Kilometer - klarer Himmel - vereinzelt kleine Wölkchen - Temperatur einunddreißig Grad minus - über Stalingrad Nebel und roter Dunst -
Wetterstelle meldet sich ab - Gruß an die Heimat

 

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